Was ist Hospital at Home?
Hospital at Home (HaH) ist ein innovatives Konzept, das es Patient:innen ermöglicht, eine spezialisierte medizinische Behandlung und Pflege in den eigenen vier Wänden zu erhalten, die äquivalent zu einer Spitallbehandlung ist. Ärzt:innen, Pflegekräfte und Therapeut:innen arbeiten zusammen, um hochwertige medizinische Versorgung zu bieten, während die:der Patient:in den Komfort und die Unterstützung seines Zuhause genießt. Regelmäßige des medizinischen Teams und eventuell eine telemedizinische Überwachung gewährleisten eine kontinuierliche Betreuung und ermöglichen eine schnellere Genesung. HaH fördert die Patient:innenenzufriedenheit und Autonomie und trägt zur Verbesserung der Versorgungsqualität bei.
Hospital at Home schnell erklärt
Vorteile für
Patient:innen
- Individuelle Betreuung: Bietet eine individuell zugeschnittene und ganzheitliche Betreuung und Behandlung.
- Schnellere Genesung: Beschleunigung der Genesung und Wiederherstellung der normalen täglichen Aktivitäten.
- Wohlbefinden: Behandlung im vertrauten häuslichen Umfeld erhöht den Komfort und das Wohlbefinden der:s Patientin:en.
- Infektionsrisiko: Verringert das Risiko, sich in Krankenhäusern mit multiresistenten Keimen anzustecken.
- Kontinuität der Betreuung: Ermöglicht eine nahtlose Fortsetzung der Betreuung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus.
- Einbezug der Angehörigen: Es ermöglicht eine stärkere Einbindung der Angehörigen in die Behandlung und Therapieentscheidungen.
- Förderung der Patient:innenenautonomie: Starker Einbezug der Patient:innen und deren Umfeld in den Behandlungsprozess.
- Psychologisches Wirkung: Kann die psychologische Belastung durch einen Krankenhausaufenthalt reduzieren.
- Nachhaltigkeit: Durch die ganzheitliche und patienten-orientierte Behandlung entsteht ein höheres und nachhaltiges Gesundheitsniveau.
Vorteile für das
interprofessionelle Team
- Berufliche Entwicklung: Bietet Möglichkeiten zur Vielseitigkeit und zur Erweiterung des Fachwissens durch die Betreuung verschiedener Patient:innen in unterschiedlichen Umgebungen.
- Interprofessioneller Austausch: öffnet den Raum für einen stetigen Austausch zwischen den unterschiedlichen Professionen während der Behandlung.
- Flexibilität: Ermöglicht flexiblere Arbeitsweisen für das Team.
- Selbstwirksamkeit: Gibt dem Team die Möglichkeit, eigenverantwortlich und selbstständig zu arbeiten.
- Nähe zum Patienten: Bietet die Möglichkeit, Patient:innen in ihrer häuslichen Umgebung zu betreuen und ganzheitlich wahrzunehmen.
- Patientenbindung: Erlaubt ein tieferes Verständnis der Patient:innenenbedürfnisse und kann eine engere Beziehung zwischen Teammitgliedern und Patient:innen ermöglichen.
- Ganzheitliche Arbeitsethik: lässt eine sinnstiftende und erfüllende medizinische Behandlung mit viel Patient:innenkontakt zu.
- Reduzierter Stress: Kann zu einem geringeren Stressniveau für das Team führen, da es sich oft um eine weniger hektische Umgebung als ein Krankenhaus handelt.
- Teamzusammenhalt: Fördert eine engere Zusammenarbeit im Team und stärkt den Teamgeist.
Zwei Erfahrungsberichte
Erfolgreiche COPD-Behandlung im Rahmen des ‚Hospital at Home‘-Programms
An einem Freitagabend stellt sich die 73-jährige Frau M. in Begleitung ihres Ehemanns mit leichter Atemnot, Fieber und allgemeiner Schwäche in der Notfallstation vor. Sie leidet an einer chronischen Lungenerkrankung (COPD) und war bereits mehrfach aufgrund einer akuten Episode hospitalisiert worden. Nach der Anamneseerhebung, Untersuchung Diagnostik durch das interdisziplinäre Team der Notfallstation wird die Diagnose einer erneuten Verschlechterung der COPD und einer Lungenentzündung gestellt. Der Therapieplan enthält eine Sauerstoffgabe über die Nasenbrille unter engmaschiger Kontrolle der Sauerstoffsättigung, eine Cortisontherapie, eine intravenöse antibiotische Therapie, sowie eine intensive Inhalations- und Atemtherapie. Frau M. geht es durch die auf der Notfallstation initiierte Therapie schon deutlich besser. Sie weiss aber, dass sie jetzt wieder für fünf bis sieben Tage im Spital bleiben muss und erinnert sich an ihre früheren Spitalaufenthalte: sie schlief schlecht, der Rhythmus war ganz anders und nach einigen Tagen fühlte sie sich meistens sehr angespannt. Am liebsten würde sie sich deshalb zuhause in ihrem gewohnten Umfeld von ihrer Infektion erholen. Genau für Patient:innen wir Frau M. eignet sich das Konzept Hospital at Home (HaH).
Als das Team der Notfallstation das Angebot macht, das Spital zu ihr nach Hause zu bringen ist Frau M. noch etwas unsicher, entscheidet sich aber dann gemeinsam mit ihrem Ehemann dafür. Nach der Aufnahme in der Notfallstation werden die Patient:innen von dem HaH Team nach Hause begleitet und das Spital Zuhause eingerichtet: Medikamente werden gestellt, das Sauerstoffgerät und Telemonitoring installiert und ein Massnahmenplan bei Atemnot, Fieber und Schmerzen ausgehändigt. Die 8-stündliche Antibiotika-Gabe wird gemeinsam mit der Patientin geplant und nach Möglichkeit an ihren individuellen Bio-Rhythmus adaptiert. Die Patientin und ihr Ehemann bekommen eine Telefonnummer, über die das HaH-Team zu jeder Tages- und Nachtzeit erreicht werden kann. Über die telemedizinische Überwachung können Herzfrequenz, Atemfrequenz und die Sauerstoffsättigung überprüft werden, um eine mögliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes frühzeitig zu erkennen.
In den folgenden Tagen wird Frau M. einmal pro Tag von einer Ärztin oder einem Arzt und zweimal pro Tag von einer Pflegefachperson besucht. Zusätzlich ist das Pflegeteam bei Problemen auf Abruf innerhalb von 30 Minuten bei der Patientin zuhause. Genau wie im Spital sind in der Behandlung zuhause Physiotherapie, Atemtherapie, Ernährungs- und Diabetesberatung enthalten. So kommt am zweiten Tag der Hospital at Home-Behandlung eine Physiotherapeutin vorbei und lehrt Frau M. Atemübungen zur Stärkung von Muskulatur und zur Verbesserung der Lungenfunktion. Während früherer Spitalaufenthalte hatte Frau M. bereits ähnliche physiotherapeutische Instruktionen bekommen, die aber dann zuhause nicht umgesetzt werden konnten. Nach fünf Tagen spitaläquivalenter Behandlung zuhause geht es Frau M. deutlich besser. Die Entlassung aus dem Spital Zuhause wird geplant, der Hausarzt informiert und eine Verlaufskontrolle bei ihrem behandelnden Lungenspezialist organisiert.
Frau M. und ihr Ehemann sind sehr zufrieden mit der Betreuung und die Patientin fühlt sich nach fünf Tagen akutsomatischer Behandlung zuhause nicht nur medizinisch-pflegerisch gut versorgt, sondern deutlich kräftiger und sogar ein bisschen erholt. Ausserdem ist sie motiviert, die Therapien und Übungen, die der häuslichen Umgebung und den Gewohnheiten der Patientin angepasst wurden, weiterzuverfolgen. In Zukunft würde sie sich immer wieder für eine Behandlung im Spital Zuhause (HaH) entscheiden.
Eine sehr gute Erfahrung und eine große Bereicherung
Mein Ehemann (87 Jahre) hatte eine Untersuchung bei seinem Hausarzt, der ihn daraufhin zur stationären Behandlung ins Spital einweisen wollte. Mein Mann war daraufhin sehr geknickt, da er nach seinem letzten herausfordernden Spitalaufenthalt für sich innerlich beschlossen hatte, dieses wenn immer möglich zu meiden. Wieder zuhause angekommen erinnerten wir uns wage an einen Zeitungsartikel, der von einer medizinischen akuten Behandlung daheim handelte. Wir fanden den herausgerissenen Artikel. „Hospital at Home“ heisst das Angebot der Klinik Arlesheim. Wir informieren uns am nächsten Tag bei der Klinik über deren Angebot. Es wurde Rücksprache mit unserem Hausarzt gehalten und mein Mann wurde in die Hospital at Home Behandlung zugewiesen. Das Aufnahmegespräch und die Untersuchung fand durch einen Arzt und einen Krankenpfleger danach bei uns zuhause statt. Das war für uns eine sehr gute Erfahrung, wie eine Erlösung, da dem Wunsch meines Mannes entsprochen werden konnte, nicht im Spital behandelt zu werden und trotzdem die notwendige hochqualifizierte medizinische Versorgung zu erhalten, die er in seiner aktuellen Situation benötigte. Für uns war es eine große Bereicherung, durch liebevolle und empathische Fachpersonen durch diese herausforderne Zeit begleitet zu werden. Wir bekamen 3x täglich Besuch und freuten uns jeden Tag darauf, die liebgewonnenen Helferinnen und Helfer zu sehen. Es war für uns sehr beruhigend zu wissen, dass das menschenmögliche gemacht wird, um auf die individuelle Situation von uns einzugehen und meinem Mann durch seine schwere Erkrankung zu helfen.
Es ist wunderbar zu wissen, dass es Euch gibt, herzlichen Dank für Euren Einsatz.
Lina und Leo N.
Artikel über Hospital at Home in der Schweiz
«Hospital at Home»: So sieht das Spital der Zukunft aus
03.06.2023Die Rundumversorgung im Spital ist bald Vergangenheit. Patienten sollen möglichst zu Hause bleiben und von Sensoren überwacht werden. So stellen sich die Spitäler auf die Zukunft ein.
nzz.chDas Spital kommt nach Hause
10.01.2024Bei welchen Erkrankungen braucht es einen stationären Aufenthalt im Spital? Diese Frage wird gerade in mehreren Projekten in der Schweiz untersucht. Die Alternative: eine spitaläquivalente Behandlung bei der Patientin oder dem Patienten zuhause.
swisshealthweb.chEin neuartiges Konzept hilft beim Gesundwerden
21.02.2024Auf einmal verspürte Daniel Züst einen stechenden Schmerz in der Lunge. Als die Schmerzen immer stärker wurden, begab er sich in die Notfallaufnahme. Da stellte sich heraus, dass er auf beiden Seiten der Lunge eine Lungenembolie hatte. Nach der Diagnose konnte Herr Züst entscheiden, ob er im Spital bleiben oder zuhause betreut werden wollte. Mit dem neuartigen Konzept hospital@home wird im eigenen Zuhause eine spital-äquivalente Versorgung angeboten. Herr Züst hat es gewagt
An meiner Seite – Podcast der FMHDas Spital kommt nach Hause
2024Bei welchen Erkrankungen braucht es einen stationären Aufenthalt im Spital? Diese Frage wird gerade in mehreren Projekten in der Schweiz | Schweizerische Ärztezeitunguntersucht. Die Alternative: eine spitaläquivalente Behandlung bei der Patientin oder dem Patienten zuhause.
Schweizerische ÄrztezeitungDer Einfluss des Alters wird stark überschätzt
29.09.2023Die steigenden Krankenkassenprämien offenbaren den dringlichen Reformbedarf im Gesundheitswesen
NEUE ZÜRCHER ZEITUNGHospital at Home: ein Modell mit Zukunft
5. Dezember 2023Nicht nur der Mangel an Fachpersonal zwingt die Spitäler zu effizientem Ressourceneinsatz. Chancen liegen in der Digitalisierung. Ansätze wie Hospital at Home könnten zum verbreiteten Standard werden.
competence.ch«Hospital at Home» hat Zukunftspotenzial
Oktober 2023Der Erfolg des Konzeptes «Hospital at Home» hängt wesentlich von seiner Finanzierung ab. Dazu gehören vor allem die Einführung des TARDOC und von EFAS (Einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen). Ausserdem müssen die Rahmenbedingungen für die ärztliche Tätigkeit verbessert werden, für die vor allem der Bund und die Kantone verantwortlich sind.
synapse-online.ch«Home Monitoring» ist heute ein Standard
Oktober 2023«Home Monitoring» ist ein Teil von «Hospital at Home» und setzt sich immer mehr als Standard durch.
Mit den verfügbaren modernen Sensortechniken und einfachen digitalen Übertragungsmöglichkeiten können viele Patientinnen und Patienten zu Hause überwacht werden, welche bis anhin wegen ihrer Erkrankung hospitalisiert werden mussten.
Erster Kanton finanziert «Hospital at Home» mit
22. Juni 2023Der Kanton Basel-Landschaft setzt ein Zeichen und finanziert ein Projekt der Klinik Arlesheim zur medizinisch-pflegerischen Versorgung zu Hause analog stationär.
medinside.chHospital at Home – ein Modell mit Zukunft
Die Pflege zu Hause ist in der Schweiz schon seit längerem stark verankert. Organisationen wie die Spitex sorgen für ein umfassendes Angebot im Bereich Home Care. Noch in den Kinderschuhen steckt hingegen das Konzept Hospital at Home.
deloitte.comStudien zu Hospital at Home
Implementation of a hospital-at-home (HAH) unit for hematological patients during the COVID-19 pandemic: safety and feasibility
January 2022„Hospital-at-home“ (HAH) programs have been shown to optimize resource utilization, shorten hospitalization and prevent nosocomial infection.
Implementation of a hospital-at-home (HAH) unit for hematological patients during the COVID-19 pandemicHome hospital as a disposition for older adults from the emergency department: Benefits and opportunities
July 2021The $1 trillion industry of acute hospital care in the United States is shifting from inside the walls of the hospital to patient homes.
Home hospital as a disposition for older adults from the emergency departmentHospital-Level Care at Home for Acutely Ill Adults: a Qualitative Evaluation of a Randomized Controlled Trial
January 2021For factors promoting healing, home patients described a locus of control surrounding their sleep, activity, and environmental comfort that control patients lacked.
Hospital-Level Care at Home for Acutely Ill AdultsHospital-Level Care at Home for Acutely Ill Adults: A Randomized Controlled Trial
December 2019Substitutive hospital-level care in a patient’s home may reduce cost, health care use, and readmissions while improving patient experience, although evidence from randomized controlled trials in the United States is lacking.
Hospital-Level Care at Home for Acutely Ill AdultsAssociation of a Bundled Hospital-at-Home and 30-Day Postacute Transitional Care Program With Clinical Outcomes and Patient Experiences
August 2018In September 2017, the Physician-Focused Payment Model Technical Advisory Committee recommended implementation of an alternative payment model for a new model of HaH that bundles the acute episode with 30 days of postacute transitional care.
Association of a Bundled Hospital-at-Home and 30-Day Postacute Transitional Care Program With Clinical Outcomes and Patient ExperiencesA meta-analysis of „hospital in the home“
November 2012To assess the effect of „hospital in the home“ (HITH) services that significantly substitute for inhospital time on mortality, readmission rates, patient and carer satisfaction, and costs.
A meta-analysis of „hospital in the home“Does home treatment affect delirium? A randomised controlled trial of rehabilitation of elderly and care at home or usual treatment (The REACH-OUT trial)
January 2006Delirium is a frequent adverse consequence of hospitalisation for older patients, but there has been little research into its prevention. A recent study of Hospital in the Home (admission substitution) noted less delirium in the home-treated group.
Does home treatment affect delirium?